Aufruf des Vorstandes von Anthropoi Bundesverband an die Mitglieder und Stellungnahme zu einer COVID-19-Impfpflicht

Am 21. Dezember 2020 haben wir als Vorstand eine Erklärung zur COVID-19-Pandemie an die Mitglieder von Anthropoi Bundesverband gerichtet. Seitdem ist ein weiteres Pandemie-Jahr mit vielen neuen Herausforderungen vergangen, die uns allen jeden Tag wieder aufs Neue begegnen und die bewältigt werden müssen.

Ganz aktuell zeichnen sich eine einrichtungsbezogene Impfpflicht für Beschäftigte und weitergehend möglicherweise auch eine allgemeine Impfpflicht gegen COVID-19 ab. Aus diesem Anlass richtet der Vorstand von Anthropoi Bundesverband den folgenden Aufruf an seine Mitgliedsorganisationen und die in ihnen lebenden, lernenden und arbeitenden Menschen:

1. Wir unterstützen die Mitgliedsorganisationen von Anthropoi Bundesverband weiterhin in ihren Bemühungen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie und zum Schutz vulnerabler Personengruppen. Sie tragen damit zur Sicherstellung der Teilhaberechte der von ihnen begleiteten Menschen bei.
   Wir möchten alle Beteiligten aufrufen, mit allen zur Verfügung stehenden Kräften zu einer schnellen, vollständigen und möglichst zahlreichen Impfung und Boosterung von Erwachsenen beizutragen.
   
   Wir danken den Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen und Diensten für ihren unermüdlichen Einsatz und ihr tägliches Engagement, um gemeinsam mit den begleiteten Menschen deren Teilhabe und Lebensqualität sowie auch das so wichtige gemeinschaftliche und kulturelle Leben unter Pandemie-Bedingungen zu ermöglichen und zu gestalten. Dazu trägt die hohe Impfbereitschaft unter den Mitarbeitenden und Bewohner*innen maßgeblich bei und zeigt deren hohes Verantwortungsbewusstsein.
   
   
2. Einrichtungen und Dienste des anthroposophischen Sozialwesens verstehen sich als Teil einer offenen, vielfältigen und inklusiven Gesellschaft. Eine einrichtungsspezifische Impfpflicht gegen COVID-19 stünde aus Sicht des Vorstandes von Anthropoi Bundesverband im Widerspruch zu einer gleichberechtigten und selbstbestimmten gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Assistenzbedarf.
   
   
3. Anthropoi Bundesverband setzt sich grundsätzlich für die Freiwilligkeit der Impfung ein. Aktuell ist eine allgemeine Impfpflicht gegen COVID-19 in der Diskussion. In Anbetracht der gegenwärtigen Lage und unter Abwägung aller schützenswerten Rechtsgüter darf die allgemeine Impfpflicht aus Sicht des Vorstandes zum Einsatz kommen, wenn sie wesentlich dazu beiträgt, die Pandemie einzudämmen und weniger einschneidende Maßnahmen dafür nicht ausreichen. Dabei sind wir uns bewusst, dass eine Impfpflicht für manche Menschen sehr schwer hinzunehmen ist.
   
   
4. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand sollten jedoch Kinder und Jugendliche von einer Impfpflicht gegen COVID-19 ausgenommen sein.

Inklusion und Eindämmung der Pandemie können nur gemeinsam gelingen! Dafür macht das anthroposophische Sozialwesen sich gemeinsam mit den dort lebenden, lernenden und arbeitenden Menschen stark. Ganz im Sinne von: Gemeinsam Mensch sein.

Echzell-Bingenheim, den 9. Dezember 2021